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H A L O D I S P L A Y     D A V O S     6 . 1 2 . 2 0 2 2



Am 6.12.2022 liefen in Davos die Schneekanonen im Tal (anders als am 1.12.2022, als vor allem die Schneekanonen an den oberen Hängen liefen). Dadurch entstand ein anderer Eisnebel - einer, der zu 100% aus Säulchen bestand und nicht einmal kleine Mengen von Plättchen enthielt. Die Säulchen waren tagsüber ausschliesslich einfach orientiert (schwebten waagerecht, aber in verschiedenen Rotationswinkeln um ihre Längsachse), in der Nacht davor waren aber auch doppelt orientierte zu sehen.

Der Eisnebel von den Tal-Schneekanonen wurde tagsüber durch einen leichten Südwind zum Ausgang des Dischmatales verfrachtet, nachts kamen sie nur bis etwa zum Sportplatz. Nur jeweils dort waren heute Halos zu sehen, von 6:45 bis kurz nach Sonnenaufgang um 8:50.



Noch bevor man um 850 die sonnige Talausgangsebene erreicht, wird man schon von intensiven Halos begrüsst. Wir sehen den Oberen Berührungsbogen, der auf dem schwachen 22°-Kreis aufsitzt, und darunter den Moilanenbogen.

Hier ist der Fotograf noch im Bergschatten: die Halos erscheinen völlig homogen und leicht unscharf, es ist keinerlei Glitzern zu sehen. Die Entfernung zu dem beleuchteten Eisnebelteil dürfte etwa 100m sein.




Ein paar hundert Meter weiter auf der Talstrasse erreicht man die erwähnte Talebene, über der ein Kaltluftsee liegt. Es empfängt einen gleissende Helle und ein atemberaubender Anblick. Der grosse Kreis ist ein 46°-Kreis




Eine Nahaufname von Oberem Berührungsbogen und Moilanenbogen. Wir stehen mitten in einem zarten Diamond Dust (sonnendurchfluteter Eisnebel). Eisnebel kann durchaus so dick werden, dass er die Sonne nicht mehr durchlässt - dann sind auch keine Halos zu sehen. Hier ist er so fein, dass wir die Myriaden column-Kristalle blitzen sehen, manchmal erkennt man sogar ganz deutlich mit dem Auge, dass sie bis zu 3mm lang werden. Ob sich mehr plates oder mehr columns bilden, hängt stark von der Temperatur ab.




Auf diesem Bild kann man erkennen, was in natura noch viel auffälliger ist: Das Geglitzer ist - von einem gleichmässig über die ganze Fläche verteilten gelegentlichen Aufblitzen einzelner Kristalle abgesehen - fast ausschliesslich auf den OBB und den MB beschränkt. Das bedeutet, dass der 22°-Kreis und der 46°-Kreis in entfernteren, höheren Gebieten des Diamond Dust entstehen.




Der Moilanenbogen (nochmal in Nahaufnahme) ist in Davos hauptsächlich ein nicht natürlicher Halo. Er entsteht hier ausschliesslich in Diamond Dust, der von Schneekanonen initiiert wird. Diese liefern neben Schnee eine grosse Menge winzigster kugeliger Eis-Kondensationskeime, an denen die im Kaltluftsee stark übersättigte Luftfeuchtigkeit sofort ausfriert (ähnlich wie bei Kondensstreifen in grosser Höhe). Die ersten Halos (OBB und MB) zeigen sich nur Minuten nach der Impfung der Kaltluft.

Die Kristallform, die den Moilanenbogen erzeugt, ist immer noch nicht bekannt! In Computersimulationen kann man einen solchen Bogen mit Prismen erzeugen, die einen Winkel von 34° zwischen zwei Flächen haben - was in der Natur nicht entsteht, nicht einmal mit sauberen 30°. Es wird eine Mischkristallform sein, bei der ein Säulchenkristall auf etwas anderem aufsitzt, möglicherweise auf einer Eiskugel. Der Moilanenbogen ist der erste klare Halo, der sich im von den Schneekanonen wegdriftenden Diamond Dust zeigt, bereits völlig klar und scharf wenn der OBB noch kaum zu sehen ist.




Im Bereich unter der Sonne sehen wir noch eine Aufhellung am tiefsten Punkt des 22°-Kreises. Schwach kann man erkennen, dass sie oben einen rötlichen Rand hat: es handelt sich um einen wenig ausgebildeten Unteren Berührungsbogen, den Bruder des Oberen, der aber eine komplett andere Form hat. Anders als bei den meisten Halos verändern OBB und UBB ihre Form je nach Sonnenhöhe extrem.




Hier noch zwei Handy-Aufnahmen, die erste im Weitwinkelmodus, die zweite im Panoramamodus. Die beiden Handy-Kameras haben einen unterschiedlichen Weissabgleich. Der Panoramamodus "funktioniert" hier nur, weil ganz oben kein Zirkumzenitalbogen sichtbar ist - dieser würde erbarmungslos flach gerechnet und sähe dann sehr unnatürlich aus. Die Glitzerpunkte einzelner Eiskristalle erzeugen die Illusion eines Sternenhimmels...






Zwei kleine Videos, die das Geglitzer des Diamond Dust zeigen. In natura wird es noch viel stärker empfunden. Das erste Video zeigt die Mitte des Displays, das zweite ist ein Panoramaschwenk.


(klick auf das Bild)


(klick auf das Bild)



alle Bilder © B. Radelow 2022

gesehene Halos:

  • 22°-Kreis
  • 46°-Kreis
  • Oberer Berührungsbogen
  • Unterer Berührungsbogen
  • Obere Lichtsäule
  • Untere Lichtsäule
  • Horizontalkreis (parasolar)
  • Moilanenbogen